Geheim- und Kryptosprachen

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Geheim- und Kryptosprachen

Die Mythen rund um Geheim- und Kryptosprachen und die Faszination dafür sind vermutlich so alt wie die menschliche Zivilisation selbst. Vor allem, weil diese Sprachen nicht nur der Unterhaltung dienten, sondern oftmals für Zwecke erfunden und verwendet wurden, die eher im Verborgenen stattfinden sollten. Zudem sind diese linguistischen Phänomene ein echtes kulturelles Erbe, das Einblicke in die Lebensweise der entsprechenden Bevölkerung und der gesellschaftlichen Randgruppen bietet.

In jedem Fall spiegeln Geheim- und Kryptosprachen die Vielfalt und die Dynamik von Sprachen und Kulturen, aber auch die Kreativität im Hinblick auf den Ausdruck von Identität und Zugehörigkeit wider. Vielleicht haben Sie als Kind sogar selbst eine eigene Geheimsprache erfunden, die sonst niemand verstehen durfte und in der Sie mit Ihrem Freundeskreis oder mit Ihren Geschwistern die grössten Geheimnisse geteilt haben.

In diesem Beitrag lüften wir einige geheime Codes und bieten Ihnen einen Einblick in die verborgene Welt der Geheimsprachen. Und wenn Sie möchten, können Sie Ihre neu erworbene Geheimsprachen-Expertise direkt in unserem Quiz anwenden und so an unserer «Apple AirTag»-Verlosung teilnehmen.

Rotwelsch

Rotwelsch ist eine historische Geheimsprache, die in teilweise ortsbezogenen Dialekten, vor allem von Vagabunden, Wanderarbeitern, Gaunern und der fahrenden Bevölkerung, in den deutschsprachigen Ländern Europas gesprochen wurde. Sie ist eine soziolektale Sprache, die sich aus dem Mittelhochdeutschen, Hebräischen, Jiddischen, Romani sowie aus Lehnwörtern und Neuschöpfungen aus verschiedenen europäischen Sprachen zusammensetzt. Rotwelsch diente als Kommunikationsmittel innerhalb dieser gesellschaftlichen Randgruppen und war für Aussenstehende schwer bis gar nicht verständlich. Jedenfalls zu dieser Zeit. Denn einige Rotwelsch-Begriffe haben Eingang in die deutsche Umgangssprache gefunden und sind teilweise noch heute in Gebrauch.

Die Grammatik und die Syntax orientieren sich weitgehend an den deutschen Dialekten, ergänzt durch spezifische Ausdrücke und Wörter anderer Sprachen.

Beispiele für Rotwelsch:
«Kippe» – Bett oder Schlafplatz (Jiddisch «Kübbo» = Kammer, Schlafkammer, Zelt)
«Schmiere stehen» – Wache halten (Jiddisch «Shmirah» = Wächter)
«Wolkenschieber» – bettelnder Handwerksbursche
«Lowine» – Bier (Romani «Lowina» = Bier)
«Bimangeri» – Zigarette (Romani «Pimaskeri» = Zigarre)

Kedelkloppersprook

Kedelkloppersprook, eine im 19. Jahrhundert entstandene Sprache der Hamburger Hafenarbeiter, basiert auf Plattdeutsch. Dabei wurden anlautende Konsonanten ans Silbenende gesetzt, ergänzt um ein «i». So wird aus Kessel zum Beispiel «Esselki» und aus Klopper wird «Opperkli». Warum genau die Sprache zustande kam, kann heute nicht genau belegt werden. Eine These lautet, dass die Sprache ursprünglich den Kesselkloppern, die in den lauten und engen Räumen der Dampfschiffe arbeiteten, als Verständigungshilfe diente und das Gruppenbewusstsein stärkte. Neben dieser ursprünglichen Form wurde die Kedelkloppersprook in weiterer Verbreitung als Geheimsprache bei Erwachsenen und Kindern belegt.

Ein Beispiel ist die Umwandlung von «Hast du schon etwas gegessen?», die im Plattdeutschen «Hest du al wat eten?» lautet und in der Kedelkloppersprook zu «Esthi udi ali atwi eteni?» wurde.

Thieves’ Cant

Thieves’ Cant, oder auch Rogues’ Cant, ist eine Geheimsprache, die ursprünglich von kriminellen und marginalisierten Gruppen in England während des Mittelalters entwickelt wurde. Ihre Geschichte und Entwicklung sind eng mit der sozialen Dynamik und den Bedürfnissen von Unterweltgemeinschaften verknüpft, die eine verdeckte Kommunikationsform benötigten. Die Struktur und die Merkmale dieser Sprache umfassen eine Mischung aus Slang, Metaphern und symbolischem Sprechen, wobei die Syntax oft von der englischen Standardsprache abweicht. So diente auch Thieves’ Cant nicht nur der Kommunikation über kriminelle Aktivitäten, sondern auch der Identitätsbildung innerhalb der Gemeinschaft.

Beispiele für Thieves’ Cant:
«cove» – bezeichnet einen Mann oder eine Person
«cracksman» – ein Einbrecher, speziell jemand, der Safes knacken konnte
«fence» – jemand, der gestohlene Ware kauft oder verkauft
«nip» – stehlen
«patter» – sprechen oder eine Geschichte erzählen

Oftmals wurden auch ganze Sätze erfunden, um komplexere Informationen verdeckt zu übermitteln.

«The cove has a mark ripe for the picking» – Dies deutet an, dass eine Person ein leichtes Ziel für einen Diebstahl ist.

Pig Latin

Pig Latin ist eine spielerische Geheimsprache, die hauptsächlich im Englischen verwendet wird. Sie entsteht, indem man den ersten Konsonanten (oder Konsonantencluster) eines Wortes an dessen Ende versetzt und ein «ay» anhängt. Wenn ein Wort mit einem Vokal beginnt, fügt man einfach «way» oder «yay» am Ende hinzu. Diese Form der Sprachspielerei ist besonders bei Kindern beliebt, wird aber auch von Erwachsenen zur humorvollen Verfremdung oder als kreatives Sprachspiel genutzt.

Beispiele für Pig Latin:
«apple» – «appleway» oder «appleyay», da es mit einem Vokal beginnt
«banana» – «ananabay», indem man den ersten Konsonanten ans Ende setzt und «ay» anhängt
«loser» – «oserlay»
«button» – «uttonbay»
«star» – «arstay»

Solresol

Solresol, erfunden im 19. Jahrhundert von François Sudre, ist eine Krypto- bzw. Plansprache, die auf den sieben Noten der musikalischen Tonleiter basiert. Sie kann gesungen, gespielt oder auch durch Farben, Gesten und Symbole ausgedrückt werden. Solresol basiert auf einer umständlichen Grammatik. Zudem verlangt ihr willkürliches Vokabular recht intensives Gedächtnistraining.

Der Wortschatz basiert auf den Tonsilben do, re, mi, fa, sol, la, si (oder ti). Häufig gebrauchte Wörter bestehen aus einer, zwei oder drei Silben bzw. Noten. Speziellere Begriffe werden aus vier oder fünf Silben gebildet. Dass man sich mit Solresol nicht nur sprechend, sondern auch singend, pfeifend, mit Flöten oder anderen Instrumenten verständigen kann, macht die Sprache zu etwas sehr Besonderem. Wortbedeutungen variieren je nach den verwendeten Silben (Wörter, die mit sol beginnen, beziehen sich beispielsweise auf Kunst oder Wissenschaft), wobei umgekehrte Silben Gegenteile darstellen. Durch Kombinationen waren so mehr als 11 700 Wörter möglich.

Beispiele für Solresol:
«misol» – gut
«solmi» – schlecht
«domisol» – Gott
«solmido» – Teufel
«Dore milasi domi.» – Ich liebe dich.

Verlan

Als Geheimsprache der französischen Subkulturen entstand Verlan in den Pariser Banlieues der 1970er-Jahre. Ihren popkulturellen Durchbruch erlebte Verlan in den 1980er-Jahren mit dem Aufkommen der Rap-Musik. Auch Verlan wurde entwickelt, um für Nichtkennerinnen und Nichtkenner der Sprache so unverständlich wie möglich zu kommunizieren und um die kulturelle Identität der Sprecherinnen und Sprecher hervorzuheben. Ursprünglich wurde auch Verlan hauptsächlich in kriminellen Milieus gesprochen, um die Polizei zu verwirren. Durchaus spannend ist darüber hinaus die Tatsache, dass in Verlan nicht nur die Silbenstruktur gewöhnlicher Wörter verändert wird, sondern auch ihre Bedeutung. Beispielsweise wird durch die Silbenumkehr aus «fou» (Trottel) «ouf», verändert sich hier jedoch zum Positiven und bedeutet nun so etwas wie extrem cool, fantastisch, überragend.

Wie weit es Verlan im popkulturellen Kontext gebracht hat, erkennt man unter anderem auch daran, dass sogar international erfolgreiche Künstler wie Stromae (Maestro) einen verlanisierten Künstlernamen tragen.

Weitere Beispiele:
«tromé – «métro» (Metro)
«teubé» – «bête» (dumm)
«zarbi» – «bizarre» (merkwürdig)

Satrovacki

Satrovacki, das mittlerweile als Spielsprache bezeichnet werden kann, entstand durch das Umstellen der Silben in Wörtern. Doch auch Satrovacki wurde zunächst oftmals als Geheimsprache innerhalb des Gaunermillieus und in Gefängnissen verwendet. Zahlreiche Ausdrücke der nun mehrere Generationen alten Sprache sind mittlerweile in die Umgangssprache der Mittelschicht der urbanen Zentren Belgrads, Sarajevos und Zagrebs eingeflossen.

Beispiele für Satrovacki:
«zeldi» – «dizel» (Diesel)
«Rajvosa» – «Sarajevo»
«rijamo» – «murija» (Polizei)
«Zipa tebra, rijamu!» – Pazi brate, murija! (Pass auf Bruder, die Polizei!)

Navajo Code Talk

Während des Pazifikkriegs der USA gegen Japan ab 1942 bildeten 29 Angehörige des Stammes der Navajos eine Gruppe von Funkspezialisten des Marine Corps. Diese übersetzten die englischen Militärcodes in ihre Muttersprache Navajo und gaben diese übersetzten Codes in ihren Funksprüchen weiter. Da die Sprache der Navajos zur damaligen Zeit weltweit noch so gut wie unbekannt war, konnten die Japaner die Funksprüche zwar mithören, fanden jedoch keine Methode, um die Codes zu dechiffrieren. Die Leistung der Navajos war bis Anfang der 1980er-Jahre kaum bekannt. Erst durch den US-Präsidenten Ronald Reagan, der im Jahr 1982 den 14. August zum Navajo Code Talker Day erklärte, erfuhr die breite Öffentlichkeit von den Leistungen der Navajos.

Beispiele für Navajo Code Talk:
Da Navajo als derart komplex gilt, dass man es als Erwachsene oder Erwachsener kaum noch erlernen kann, können übersetzbare Beispiele kaum angeführt werden. Ähnlich wie in manchen asiatischen Sprachen wird im Navajo die Bedeutung durch Ton, Silbe und Wort gebildet. Dazu spielen auch die Tonlänge sowie die Art und Weise und der Ort, an dem der Ton im Mund- und Kehlraum gebildet wird, eine Rolle. Zudem können die grammatikalischen Formen eines Wortes ebenfalls ganz unterschiedliche Konzepte kommunizieren. Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob ein Gegenstand flüssig, fest oder biegsam ist. Und für viele Dinge, die militärisch wichtig waren, gab es im Navajo gar keine Wörter. Diese wurden neu erfunden.

Als Beschreibung für «Panzer» wurde die Phrase «chidí naa’na’í bee’eldǫǫhtsoh bikáá‘ dah naaznilígíí» eingesetzt, was so viel bedeutet wie «ein Wagen, auf dem sie über dem, das sich kriechend umherbewegt, sitzen, mit einem grossen Ding, das eine Explosion verursacht».

Voynich-Manuskript

Eines der grössten Rätsel der Kryptologie besteht wohl im Voynich-Manuskript. Benannt wurde es nach Wilfrid Voynich, der das das Manuskript 1912 erwarb. Dabei handelt es sich um ein bis heute unentschlüsseltes Manuskript voller schriftähnlicher Zeichen und teils obskurer Bilder – wie floraler und anatomischer sowie kosmologischer, biologischer und pharmazeutischer Illustrationen.

Das Schriftbild selbst gibt noch mehr Rätsel auf. Einige Theorien deuten darauf hin, dass es sich dabei um eine Art Geheimsprache oder Geheimcode handeln soll. Seit der Entdeckung 1912 ist es jedoch niemandem gelungen, den Text zu entschlüsseln. In regelmässigen Abständen vermeldet jemand die Entschlüsselung, die sich aber stets als wissenschaftlich nicht haltbar erweist.

Quiz zum Thema

Während das Voynich-Manuskript seine Geheimnisse also weiterhin hartnäckig bewahrt, dürften unsere Quizfragen etwas leichter zu knacken sein. Erneut können Sie einen von drei Apple AirTags gewinnen und so zumindest sicherstellen, dass Ihre Schlüssel nie so verloren gehen werden wie die Bedeutung des Voynich-Manuskripts. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

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Quiz: Geheimsprachen

1 / 10

1. Was bedeutet das Rotwelsch-Wort «Kippe»?

2 / 10

2. Wie wird «Hast du schon etwas gegessen?» in Kedelkloppersprook ausgedrückt?

3 / 10

3. Was bedeutet «cracksman» in Thieves‘ Cant?

4 / 10

4. Wie wird das englische Wort «loser» in Pig Latin umgewandelt?

5 / 10

5. Was bedeutet «misol» in Solresol?

6 / 10

6. Was verbirgt sich hinter dem Satrovacki-Ausdruck «zeldi»?

7 / 10

7. Wofür steht «ouf» in Verlan?

8 / 10

8. Wie lautet die Bedeutung von «chidí naa‘na‘í bee‘eldǫǫhtsoh bikáá‘ dah naaznilígíí» im Navajo Code Talk?

9 / 10

9. Was ist das Voynich-Manuskript?

10 / 10

10. Wie wird «banana» in Pig Latin ausgedrückt?

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