
Von Wortmonstern und Zungenverknotern


Von Wortmonstern und Zungenverknotern: Warum manche Wörter einfach zu viel wollen
Sprache kann präzise sein. Klar, knapp, auf den Punkt. Sie kann aber auch eskalieren. Es gibt Wörter, die sich anfühlen wie ein Marathon für die Lippen – entweder, weil sie so absurd lang sind, dass sie nicht mal in einem durchschnittlichen Tweet Platz hätten, oder weil sie die Zunge so sehr verknoten, dass man zum Entknoten beinahe einen Logopäden benötigt.
Manche dieser sprachlichen Ungetüme sind gewollt, andere sind einfach das Ergebnis hemmungsloser Bürokratie oder regionaler Übermotivation. Aber egal ob Zungenbrecher oder Wortmonster – fest steht: Manche Wörter verlangen mehr, als ein normaler Mund
leisten kann.
Viel Erfolg beim Üben wünscht
Ihre Marie-Christine Waldburger
Warm-up für die Zunge: Zungenbrecher als Hochleistungssport

Bevor wir uns den ganz grossen Wortungeheuern widmen, starten wir mit einem Test für die Zunge. Versuchen Sie, diesen Satz dreimal hintereinander fehlerfrei auszusprechen:
«Pad kid poured curd pulled cod.»
Wenn das ohne Knoten über die Lippen ging, dürfen Sie sich durchaus bereits als Zungenbrecher-Profi bezeichnen. Falls nicht: Keine Sorge, Sie sind in guter Gesellschaft.
Zungenbrecher – im Fachjargon «Artikulationstests» genannt – gibt es in fast jeder Sprache. Sie sind nicht nur eine charmante Möglichkeit, Mitmenschen ins Stottern zu bringen, sondern offenbaren auch viel über den Klang und die Struktur einer Sprache.
Hier ein paar der schönsten Stolperfallen aus aller Welt:
Deutsch: «Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid.»
(Sieht harmlos aus, fühlt sich beim dritten Versuch aber an wie ein Sprachunfall.)
Englisch: «She sells seashells by the seashore.»
(«Sie verkauft Muscheln am Meer.» – Ein Satz, der auf Englisch so klingt, als hätte jemand spontan zu viele S-Laute übrig gehabt.)
Französisch: «Un chasseur sachant chasser sans son chien est un bon chasseur.»
(Französisch für Fortgeschrittene. «Der Jäger, der ohne Hund jagen kann, ist ein guter Jäger» – jagt aber selbst Muttersprachlerinnen und Muttersprachler in den Wahnsinn.)
Spanisch: «El cielo está enladrillado, ¿quién lo desenladrillará?»
(«Der Himmel ist mit Ziegeln gepflastert – wer wird ihn entziegeln?» Wenn schon unverständlich, dann wenigstens poetisch.)
Chinesisch: «四是四,十是十,十四是十四,四十是四十。»
(«Sì shì sì, shí shì shí, shísì shì shísì, sìshí shì sìshí» – «Vier ist vier, zehn ist zehn, vierzehn ist vierzehn, vierzig ist vierzig.» Und der Sehnerv hat sich jetzt wahrscheinlich abgemeldet.)
Was alle Zungenbrecher gemeinsam haben? Sie treiben unsere Sprachmuskulatur an ihre Grenzen, weil sie gezielt Laute kombinieren, die sich nicht gut vertragen. Sie sind der logische Gegenentwurf zur geschmeidigen Alltagssprache – ein sprachliches Hindernisrennen, bei dem nur die wenigsten fehlerfrei ins Ziel kommen.
Doch während Zungenbrecher absichtlich kompliziert sind, gibt es auch Wörter, die nicht zum Spass so absurd lang sind. Sondern, weil Sprache manchmal einfach eskaliert.
Die längsten Wörter der Welt – oder wenn Sprache Überstunden macht

Manche Wörter sind nicht gemacht, um ausgesprochen zu werden. Sie sind dazu da, um Schilder in die Länge zu ziehen, Bürokraten glücklich zu machen oder Scrabble-Spielerinnen den Tag zu ruinieren.
Ein deutscher Klassiker, der das Prinzip schon fast auf die Spitze treibt:
Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän (42 Buchstaben)
Ein Meisterwerk der Wortzusammensetzung! Wer dieses Wort tatsächlich im Alltag benutzt, verdient einen Orden. Auf eine Visitenkarte passt diese Berufsbezeichnung jedenfalls kaum. Möglich werden solche Wortungetüme übrigens durch das deutsche «Kofferwort»-Prinzip, nach dem einfach Begriffe kombiniert werden können und am Ende so offizielle Bezeichnungen wie Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung entstehen. Mit 67 Buchstaben ist dies der Rekordhalter als längstes deutsches Wort.
Aber auch andere Sprachen gönnen sich gelegentlich einen Anfall von Überlänge:
Anticonstitutionnellement (Französisch, 25 Buchstaben)
Das längste offiziell anerkannte französische Wort. Bedeutung? «Verfassungswidrig». Warum einfach («contre la Constitution»), wenn man es auch kompliziert sagen kann?
Pneumonoultramicroscopicsilicovolcanoconiosis (Englisch, 45 Buchstaben)
Der Preis für das absichtlich längste Wort im Oxford Dictionary geht an diese fancy Bezeichnung für eine Lungenerkrankung durch Vulkanstaub. Klingt fast poetisch, ist aber alles andere als gesund.
Und dann wären da noch die Ortsnamen. Wer dachte, dass «Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän» herausfordernd ist, sollte sich diesen maorischen Zungenbrecher auf der Zunge zergehen lassen:

Taumatawhakatangihangakoauauotamateapokaiwhenuakitanatahu (Neuseeland, 85 Buchstaben)
Ja, das ist ein echter Ortsname. Er gehört einem Hügel auf der Nordinsel Neuseelands. Übersetzt bedeutet er etwa: «Der Ort, an dem Tamatea, der Mann mit den grossen Knien, der Erdenfresser, der Berge hinabrutschte, Flöte für seine Geliebte spielte.» Eine schöne Geschichte, aber nichts, was man gerne ins Navi eingeben möchte.
Und falls Sie dachten, dass es nicht länger geht: In der Chemie gibt es ein Protein, das aus über 30 000 Aminosäuren besteht und den folgenden Namen trägt: Methionylthreonylthreonylglutaminylarginyl … (insgesamt 189 819 Buchstaben). Die komplette Aussprache würde über drei Stunden dauern. Also nein, wir fangen gar nicht erst damit an. Falls Sie aber heute nichts mehr geplant haben – in dem folgenden Video wird das komplette Bandwurmwort in abendfüllenden 3,5 Stunden vorgelesen. Spannend!
Quiz zum Thema
Können Sie den Zungenbrecher-König schlagen?
Manche Wörter sind eine Herausforderung, andere fast schon eine Unverschämtheit. Während wir uns bei Zungenbrechern verheddern und lange Wörter kaum in einem Atemzug ausgesprochen bekommen, gibt es eine einfache Wahrheit: Wer sich in der Sprache verirrt, findet manchmal nur schwer wieder heraus.
Apropos Finden: Damit Sie nie wieder lange nach Ihrem Schlüssel, Ihrer Tasche oder Ihrem Gepäck suchen müssen, verlosen wir drei Apple AirTags! Ein kleines Gadget, das alles ortet – ausser vielleicht den richtigen Rhythmus für «Blaukraut bleibt Blaukraut …».
Testen Sie Ihr Wissen rund um sprachliche Stolperfallen und sichern Sie sich die Chance auf einen AirTag. Viel Glück!
Teilnahmebedingungen
Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel erklären Sie sich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Eine Barauszahlung der Gewinne ist nicht möglich. Die Teilnahme an diesem Gewinnspiel ist bis einschliesslich 01.05.2025 möglich.