
Jugendsprache und Neologismen in den Schweizer Dialekten


Jugendsprache und Neologismen in den Schweizer Dialekten: Wohin geht die Reise?
Der unaufhaltsame Wandel der Jugendsprache
Neologismen: sprachliche Neuheiten auf dem Vormarsch
Neologismen sind neu gebildete Wörter oder Ausdrücke, die sich den Anforderungen neuer Realitäten anpassen. Sie entstehen oft, um neue Technologien, Phänomene oder kulturelle Trends zu benennen. Denken wir nur an Begriffe wie «Verkehrswende», «Schnellladestation» oder «Flugscham»: Diese Begriffe hätten uns vor 10 bis 15 Jahren bestimmt ins Grübeln gebracht. Heute jedoch sind sie aus unserem Wortschatz nicht mehr wegzudenken.
In der Schweiz spielen der Austausch in der Bildung, der stark gewachsene Medienkonsum und die kulturelle Interaktion eine grosse Rolle dabei, welche hochdeutschen Begriffe die Gen Z in ihren Wortschatz übernimmt. Aber auch deutschsprachige Influencerinnen und Influencer haben hier einen erheblichen Einfluss.
Beispiele für Neologismen im Schweizer Dialekt
Die sprachliche Kreativität der Jugend zeigt sich deutlich in den neu geprägten Begriffen. Hier einige Beispiele:
- Whatsäppe: Nachrichten via WhatsApp senden. «Chömer spöter whatsäppe?»
- Instagrame: Bilder oder Geschichten auf Instagram posten. «Ich han es cools Bild gmacht, ich tu’s grad instagrame.»
- Snäpple: Kurze Nachrichten oder Posts auf Snapchat senden. «Ich han es luschtigs Video gmacht, ich tu’s grad snäpple.»
- Chille: Entspannen, nichts tun. «Ich gang nach de Schuel hei und chille e chli.»
Auch traditionelle Mundartwörter werden immer häufiger durch hochdeutsche Begriffe ersetzt:
- Butter statt Anke: «Chasch mir bitte d’Butter gä?» statt «Chasch mir bitte d’Anke gä?»
- Pferd oder Pfärd statt Ross: «Ich goh hüt go ritte uf mim Pfärd» statt «Ich goh hüt go ritte uf mim Ross.»
- Treppe statt Stäge: «Gib Acht uf de Treppe» statt «Gib Acht uf de Stäge.»
- deswäge statt drum: «Ich han vill z’tue, deswäge chan ich nöd cho» statt «Ich han vill z’tue, drum chan ich nöd cho.»
- becho statt übercho: «Wänn wirsch es becho?» statt «Wänn wirsch es übercho?»
- Frühstück statt Zmorge: «Was häsch zum Frühstück gha?» statt «Was häsch zum Zmorge gha?»
Dass es in der Vielfalt der Schweizer Dialekte manchmal aber durchaus eine «Erleichterung» sein kann, kurzzeitig auf das Hochdeutsche auszuweichen, zeigte sich im Interview mit Nationalspieler Manuel Akanji bereits 2022:
Jugendliche als Treiber der Sprachinnovation
Jugendliche sind oft die Vorreiter bei der Sprachinnovation. Ihre Bereitschaft, neue Ausdrücke aufzugreifen und zu verbreiten, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Sprache. Diese sprachliche Kreativität ist eng mit ihrer sozialen Identität verbunden. Indem sie neue Ausdrücke nutzen, grenzen sie sich von anderen Generationen ab und signalisieren Zugehörigkeit zu ihrer eigenen Gruppe.
Diese sprachlichen Veränderungen führen oft zu Spannungen zwischen den Generationen. Viele ältere Schweizerinnen und Schweizer bevorzugen traditionelle Dialektformen und stehen den Veränderungen skeptisch gegenüber. Diese Skepsis rührt oft daher, dass sie die neuen Begriffe nicht verstehen oder falsch interpretieren. Deshalb befürchten sie, dass das Schweizerdeutsch durch den zunehmenden Gebrauch von Hochdeutsch und Neologismen verdrängt werden könnte. Doch nicht alle Reaktionen sind negativ. Es gibt auch ältere Menschen, die neugierig und offen gegenüber den sprachlichen Experimenten der Jugend sind. Sie erkennen, dass sich Sprache stets weiterentwickelt und dass jede Generation ihre eigenen Ausdrücke und Begriffe schafft, um die Realität besser zu beschreiben. Zumal auch die momentane Eltern- und Grosselterngeneration Neologismen eingeführt und teilweise in die Mundart übernommen haben. Wenn Eltern ihre Kinder also dazu auffordern, statt der deutschen Wendung «Fuessball spile» lieber das gute alte «tschuute» zu verwenden, fehlt möglicherweise die Erinnerung an das nicht gerade urschweizerische Lehnwort «to shoot».
Und auch die in die Alltagssprache integrierten Begriffe wie «Goalie» oder «Kompiüterle» sind doch eher der Elterngeneration zuzuschreiben, die gerne mal ins Büro (französisch) «biked», um dort mit dem «CEO» im «Meeting» zu sitzen – oder gar zu «chille».
Schweizerdeutsch bleibt lebendig
Die Jugendsprache in den Schweizer Dialekten zeigt deutlich, wie Sprache als dynamisches Medium sowohl kulturelle Identität ausdrückt als auch auf Umweltveränderungen reagiert. Trotz der starken Präsenz des Hochdeutschen und des Englischen bleibt der Schweizer Dialekt lebendig und wird weiterhin eine zentrale Rolle in der sprachlichen Landschaft und bei der Identitätsstiftung der Schweiz spielen.
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